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November 3, 2021

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Sind Seeleute die Lösung für mehr Nachhaltigkeit?

Bei so viel Aufmerksamkeit für Maßnahmen zur Reduzierung des Kohlendioxidausstoßes in der Seeschifffahrt liegt es nahe, alle möglichen Interessengruppen in das Gespräch einzubeziehen. Umso merkwürdiger ist es, dass von all den Stimmen, die für den Prozess entscheidend sind, Seeleute bisher nicht vertreten waren.

Dafür gibt es gute Gründe – COVID-19, ein bezahlbarer Zugang zu Kommunikationsmitteln, um nur zwei zu nennen –, aber die Internationale Transportarbeiter-Föderation (ITF) sieht in der Reduzierung des Kohlendioxidausstoßes eine Chance für einen noch größeren Wandel.

Ohne Ausbildung, Anpassung, Chancengleichheit – und ein entsprechendes Bewusstsein für das Ausmaß der Herausforderung – wird die Transformation weder sicher noch nachhaltig sein, meint die ITF. Und angesichts der Tatsache, dass in den nächsten 20 Jahren nur sehr wenige Einsatzmöglichkeiten für Schiffe ohne Besatzung zu erwarten sind, wäre es vielleicht klug, sich daran zu erinnern, wer eigentlich das Ruder in der Hand hat.

Wie die ITF in einem Anfang November veröffentlichten Positionspapier hervorhebt, sind Seeleute den Auswirkungen des Klimawandels stärker ausgesetzt als die durchschnittlichen COP26-Verhandlungsführer, da die meisten von ihnen aus dem „globalen Süden“ kommen, wo Klimaschutzmaßnahmen am dringendsten erforderlich sind.

Die Umstellung auf einen CO2-armen Betrieb wird Veränderungen in der Schiffskonstruktion, bei den Motorentypen und den Betriebsverfahren mit sich bringen; die Umsetzung dieser Veränderungen stellt eine gewaltige Anstrengung dar, und insbesondere die Arbeit der Seeleute wird für den Erfolg entscheidend sein. Es sind die Seeleute, die die neuen Generationen emissionsärmerer Schiffe fahren werden, und es sind die Seeleute, die als Problemlöser fungieren werden, wenn Probleme unweigerlich auftreten.

Seeleute, die den Wandel zu einer emissionsärmeren Industrie tagtäglich vorantreiben werden, und die Industrie sollte sich auf ihr Wissen und ihre Erfahrung stützen. Damit dies gelingt, ist es von entscheidender Bedeutung, dass ihre Beschäftigung, ihre Arbeitsbedingungen sowie ihr Gesundheitsschutz und ihre Sicherheit gewährleistet sind und dass die Kosten für den Wandel nicht den Seeleuten aufgebürdet werden.

Strengere Normen sind auch für die Sicherheit der Schiffsbesatzung erforderlich; kompetente Seeleute in ausreichender Zahl an Bord von Schiffen sorgen für mehr Widerstandsfähigkeit, was die Risiken für Besatzung, Schiffe und Umwelt verringert. Eine verbesserte Widerstandsfähigkeit wird von entscheidender Bedeutung sein, wenn die Industrie vor Situationen mit einer höheren Belastung steht, die sich aus dem Klimawandel ergeben.

Technologien zur Reduzierung des Kohlendioxidausstoßes müssen robuste Gesundheits- und Sicherheitsverfahren durchlaufen, bevor sie eingeführt werden. Technologische und betriebliche Veränderungen zur Verringerung der Schiffsemissionen werden neue Gesundheits- und Sicherheitsrisiken für Seeleute mit sich bringen; einige der in Erwägung gezogenen alternativen Kraftstoffe wie Ammoniak, Wasserstoff und Methanol bergen ein erhöhtes Risiko von Explosionen, Korrosion und der Exposition gegenüber giftigen Gasen.

Gleichzeitig muss die Schifffahrtsindustrie die Gelegenheit ergreifen, die Branche für alle Gruppen, einschließlich Frauen und junge Arbeitskräfte, gerechter zu machen. Es ist wichtig, dass die Branche gegen die seit langem bestehende Ungleichbehandlung der Geschlechter vorgeht, denn der Anteil der Frauen an den Beschäftigten in der Seefahrt beträgt weltweit nur 1,3 %.

Die ITF ist der Ansicht, dass bei der Neugestaltung der Ausbildungsstrukturen in der Branche die Möglichkeit besteht, die Bedürfnisse weiblicher Beschäftigter von Anfang an mit einzubeziehen. Und wenn sie neue Schiffstypen entwickelt, muss sie auch dafür sorgen, dass der neue Arbeitsplatz an Bord frei von Gewalt und Missbrauch ist.

Die Branche bewegt sich von einem Szenario, das auf einem dominierenden Motor- und Kraftstofftyp basiert, hin zu einer Situation, in der in den nächsten 20 Jahren mehrere Antriebssysteme und Kraftstofftypen auf den Markt kommen werden. Dies erfordert vielseitig qualifizierte Arbeitskräfte und ein angemessenes Ausbildungssystem. Seeleute müssen in dieser Übergangsphase unterstützt werden, wobei die Umschulungskosten entweder vollständig von den Arbeitgebenden oder den Regierungen – oder einer Mischung aus beidem – finanziert werden müssen. Zudem sollte es Garantien geben, dass Seeleute ihren ohnehin schon begrenzten Landurlaub nicht für Umschulungen nutzen müssen.

Die ITF fordert, dass die Regierungen eine wichtige Rolle bei der Neugestaltung des neuen Ausbildungssystems für Seeleute spielen müssen, und zwar durch aktives Engagement von Gewerkschaften und Arbeitgebenden unter Aufsicht der Regierung.

Ein neues, vollständig standardisiertes Ausbildungssystem sollte auf gemeinnütziger Basis betrieben werden, damit Seeleute und neue Auszubildende nicht von minderwertigen Ausbildungseinrichtungen mit unzureichendem Fachwissen ausgebeutet werden. Ein internationales Gremium wäre das Mittel der Wahl, um das System zu überwachen und seine weltweite Standardisierung zu gewährleisten. Da die Neufassung des STCW im Jahr 2035 in Kraft treten soll, fünf Jahre nach der ersten Frist für die Kohlenstoffreduzierung, muss der Wandel viel schneller als geplant erfolgen.

Die ITF kommt zu dem Schluss, dass große Veränderungen bevorstehen und Seeleute unbedingt ein Mitspracherecht brauchen. Die Coronavirus-Pandemie hat der Weltöffentlichkeit auf traurige Weise vor Augen geführt, welch wichtige Rolle Seeleute spielen und welche Opfer sie bringen, um lebenswichtige Güter zu transportieren.

Angesichts der noch größeren Herausforderung, die die Branche mit der Klimakrise zu bewältigen hat, sollte der Beitrag der Seeleute nicht als selbstverständlich angesehen und ihr Wohlergehen nicht außer Acht gelassen werden. Regierungen und Arbeitgebende müssen sich engagieren – sie müssen jetzt konkrete Prozesse in Gang setzen und den Seeleuten eine Stimme geben.

Wie bei der breiteren Klimadebatte sind die Forderungen der ITF nach Maßnahmen zahlreich, verbindliche Zusagen gibt es weniger, aber fest steht: Eine neue digitale, klimaverträglichere Ära der Schifffahrt sollte auf der Grundlage historischer Praktiken fortgesetzt werden.

Die Alternative wäre, dass noch mehr Seeleute der Branche für immer den Rücken kehren. Und wie ein altes Sprichwort sagt: „Niemand weiß, was ich tue, bis ich es einfach nicht mehr tue.“

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