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September 27, 2022

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Klügere Investitionen und Technologien: der Schlüssel zu einer nachhaltigeren Schifffahrtsindustrie

Ein vereinfachter Zugang zu zukunftsorientierten Kraftstoffen, die Aufrüstung der Technologie an Bord von Schiffen für einen reibungsloseren Umstellungsprozess, eine Veränderung des Verhaltens auf Kundenseite und die Bereitschaft, für Umweltbelastungen eine Gebühr zu entrichten – auf die Schifffahrtsbranche wartet eine lange Liste von Aufgaben, wenn sie die angestrebten Emissionsreduzierungen innerhalb der vorgesehenen Fristen erreichen will.

Im Rahmen des ABS Sustainability Summit tauschten führende Vertreterinnen und Vertreter aus allen Bereichen der Schifffahrtsindustrie ihre Ansichten zu diesen Themen aus. Der Gipfel, der als Auftakt zur SMM 2022 in Hamburg stattfand, brachte Akteurinnen und Akteure aus der Branche mit den Organisationen zusammen, deren Arbeit die Energiewende in der Schifffahrt prägen wird.

Die Diskussion konzentrierte sich zunächst auf die Herausforderungen, vor denen die Industrie steht, und erörterte kurz- und längerfristige Ziele. Gegenwärtig sieht es so aus, als werde die Schifffahrt auch bis zum Jahr 2050 noch hohe CO2-Emissionen verursachen, und es besteht an mehreren Fronten Handlungsbedarf. Um diesen Prozess voranzutreiben, müssen neben klareren Vorschriften auch nachhaltige Finanzmittel zur Verfügung gestellt werden, die Vorreitern den Weg ebnen.

Damit alternative Kraftstoffe sich wirklich durchsetzen können, müssen einige von ihnen durch gesetzliche Bestimmungen gefördert werden. Gleichzeitig ist für alle von ihnen aber die Investition in neue Technologien erforderlich. Wie schwierig sich dieser Prozess gestalten wird, hängt zum Teil davon ab, welche Kraftstoffe in Frage kommen – einige sind noch viele Jahre davon entfernt, als konventionelle oder erneuerbare Kraftstoffe allgemein verfügbar zu sein.

Die Industrie hat durch LNG bereits Erfahrung mit kryogenen Kraftstoffen sammeln können, aber die Veränderungen, die für die Umstellung auf Wasserstoff als Kraftstoff erforderlich sind, dürften erheblich sein, hieß es auf dem Gipfel. So bedürfe es spezieller Technologien für die Schifffahrt und einer entsprechenden Lieferkette, um die Nachfrage zu decken.

Kurzfristig würden Reedereien immer mehr Unterstützung benötigen, um die erforderlichen Nachrüstungsmaßnahmen zur Senkung der Emissionen ihrer bereits im Einsatz befindlichen Schiffe vorzunehmen. Bis 2050 sollte dieser Prozess jedoch weltweit abgeschlossen sein. Dann liege der Fokus auf der Frage, wie Schiffe für den Einsatz sauberer Kraftstoffe ausgelegt werden können, um die Emissionen weiter zu senken.

Die Verfügbarkeit nachhaltiger Kraftstoffe ist vielleicht der größte Faktor für deren Nutzung. Hier besteht die Herausforderung unter anderem darin, genügend politische Anreize zu schaffen, um ein Kontrollumfeld zu schaffen, das die Nachhaltigkeit von Kraftstoffen über deren gesamten Lebenszyklus messen kann.

Obwohl sowohl regionale als auch globale Regulierungsbehörden eine gemeinsame Vision für die Senkung von Emissionen verfolgen, unterscheiden sich ihre Ansätze. So berücksichtigen manche Bestimmungen den gesamten Lebenszyklus von Kraftstoffen, andere nicht, während wieder andere Systeme diese Faktoren auf unterschiedliche Weise messen.

Für Schiffsbetreiber besteht die Hauptaufgabe eindeutig in einem effizienteren Betrieb. Im Rahmen des Gipfels äußerten sie jedoch, dass ein klarerer rechtlicher Rahmen erforderlich sei, um sie zu unterstützen und die Verfügbarkeit neuer Kraftstoffe zu gewährleisten.

Die Bereitschaft, für die Energiewende auch tiefer in die Taschen zu greifen, wird durch die Einbeziehung der Schifffahrt in das Emissionshandelssystem (ETS) der Europäischen Union grundlegend beeinflusst, da alle Schiffe, die EU-Häfen anlaufen, davon betroffen sein werden.

Während das ETS ein scheinbar einfaches Betriebsmodell bietet, wird es auch die Wettbewerbslandschaft für einige Betreiber radikal verändern. Das ultimative Ziel – die Reduzierung der Kohlenstoffemissionen auf Null – bedeutet jedoch, dass sich das System irgendwann selbst überflüssig machen wird.

Heutzutage suchen viele Betreiber nach Möglichkeiten, ihr Geschäft zukunftssicher zu machen. Der Grund hierfür ist rein pragmatischer Natur. Ihre Kundinnen und Kunden müssen bald über die so genannten „Scope-3-Emissionen“ in ihrer Lieferkette Auskunft geben – das bedeutet, dass viele Speditionen unter Druck stehen, Verbesserungen vorzunehmen. Dies geschieht jedoch in sehr uneinheitlichem Maße – nur wenige große Energieunternehmen verfolgen eine Strategie für 2050 oder eine Netto-Null-Strategie, aber das Problem ist unausweichlich.

Schiffsfinanzierer stehen zweifellos unter dem Druck, für mehr Transparenz zu sorgen und die Ziele für Investitionen auf der Grundlage von Umwelt-, Nachhaltigkeits- und Governance-Zielen zu erfüllen, indem sie verschiedene Zertifizierungsverfahren und -systeme aushandeln.

Für bereits gebaute Schiffe – selbst für solche, die besonders effizient laufen – könnte es schwierig werden, zu gegebener Zeit eine Refinanzierung zu erhalten. So könnte es passieren, dass Betreiber keine nachhaltigen Finanzierungsmöglichkeiten erhalten, die ihre Anstrengungen zur Emissionssenkung mit einem attraktiveren Zinssatz belohnen.

Nichtsdestotrotz hörte man auf dem Gipfel, dass nachhaltige Finanzdienstleistungen in eine konkrete Phase eintreten und dass Banken darum bemüht seien, Wertschöpfung zu erzielen und dabei ein Gleichgewicht zwischen Risiko und Ertrag herzustellen. Letzteres hänge sowohl von den Daten als auch von den Beziehungen ab.

Trotz unterschiedlicher Auffassungen über die Mittel zur Erreichung dieses Ziels herrschte Einigkeit über das Ausmaß der Herausforderung, die der Prozess der Emissionsreduzierung in der Schifffahrt darstellt. Die Prioritäten sind klar; Betreiber, Finanz- und Technologieanbieter sowie Aufsichtsbehörden müssen zusammenarbeiten und sich darauf konzentrieren, wie sie dieses Ziel am besten erreichen können.

Die für die Reduzierung des CO2-Ausstoßes – oder auch nur für einen effizienteren Betrieb – erforderlichen Veränderungen setzen kleinere Reedereien unter Druck, die es nicht gewohnt sind, mit etwas anderem als Schiffen und Ladung auf den ihnen vertrauten Märkten zu handeln.

Selbstverständlich ist die Schifffahrtsbranche noch nicht dort, wo sie sein muss, aber sie ist auf dem Weg dorthin; grüne Finanzinstrumente und ein Kohlenstoffpreis werden allmählich zu gängigen Währungen.

Was es jetzt braucht, ist eine Führung, die über die regionalen und nationalen Behörden hinausgeht und Reedereien enger in die Wertschöpfungskette einbindet. Die Entscheidungen, die bei der Einführung grüner Technologien und nachhaltiger Kraftstoffe getroffen werden müssen, erfordern öffentliche Unterstützung und ein gewisses Maß an Risikobereitschaft.

Trotz der zahlreichen Herausforderungen sind die Weichen gestellt; eine derart detaillierte Diskussion wäre noch vor wenigen Jahren kaum denkbar gewesen. Die Reedereien zeigen sich mittlerweile überzeugt und wissen, welche Aufgabe vor ihnen liegt – eine Entwicklung, die quasi mit Lichtgeschwindigkeit vonstattengegangen ist.

Es besteht kein Zweifel daran, dass grundlegende Veränderungen – dazu gehören optimierte Fahrten und die Verringerung der Überlastung von Häfen und Lieferketten – mehr erfordern als nur Selbstgespräche innerhalb der Branche. Öffentlichkeitsarbeit und eine intensive Aufklärung sind nach wie vor notwendig; schließlich kann die Schifffahrt zuweilen sehr nischenhaft und unnahbar wirken. Nun aber hat sie spannende Pläne, von denen die Welt erfahren sollte.

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