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April 14, 2021

Aktuelles, Voyager Blogs

Die Antwort ist Transparenz – aber wie lautete noch gleich die Frage?

Wie wir inzwischen alle wissen, kann sich die Aufmerksamkeit der Medien weltweit sehr schnell verschieben, wenn schlechte Nachrichten eintreffen. Und das Auflaufen der Ever Given war nicht einmal eine besonders schlechte Nachricht; es kam weder zu einer Umweltkatastrophe noch zu Todesfällen, und auch die Ursache für die Panne war nichts wirklich Schlimmes, soweit man weiß.

Wir sollten mehr erfahren, sobald der Unfallbericht herauskommt, denn obwohl die IMO den häufigen Mangel an Berichten nach Unfällen auf See beklagt, ist dieser doch zu schwerwiegend gewesen, um ihn zu ignorieren.

Das Medieninteresse war eine willkommene Ablenkung von COVID und veranschaulichte deutlich die positiven Auswirkunge, die eine Folge der breitangelegten Impfkampagnen in zahlreichen Ländern sind: Die Verbraucher – zumindest im Westen – halten ihre Kreditkarten wieder im Anschlag und sind bereit für eine Stückchen alte Normalität.

Wir gehen zwar nicht davon aus, dass die Medienaufmerksamkeit von Dauer ist, aber sie erinnert uns daran, wie wichtig Nadelöhre wie der Suezkanal für das ordnungsgemäße Funktionieren der globalen Lieferketten sind.

Obwohl die genauen Ursachen für die Havarie noch nicht bekannt sind, können wir bereits jetzt sagen, dass die Folgen eine sicherere Navigation und die Notwendigkeit eines wesentlich höheren Informationsniveaus und eines besseren Zugangs zu den Vorgängen an Bord von Schiffen sein müssen.

Dafür gibt es mehrere Gründe, nicht zuletzt das Thema Sicherheit. Die Welt mag die letzten zwölf Monate in einer pandemiebedingten Starre verbracht haben, aber es wäre falsch zu glauben, dass die kurz- und langfristigen Bedrohungen für die Stabilität verschwunden sind.

Die Probleme, die für weitere Probleme sorgen, sind nach wie vor da: Sei es die globale Rivalität um Einflussgebiete in Asien, das erhöhte regionale Risiko und die Angriffe auf die Schifffahrt im Nahen Osten oder die anhaltende Bedrohung durch die Piraterie, sei es in Südostasien oder vor Westafrika.

Hinzu kommt die Tatsache, dass die globalen Schifffahrtsrouten Nadelöhre auf zwei Kontinenten und am Tor zu Nordasien passieren, und der Umstand, dass dies das erste Schiffsunglück seiner Art ist, das den Handel derart nachhaltig gestört hat, ist eine gewisse Bestätigung dafür, dass die Dinge grundsätzlich richtig laufen und die Risiken ziemlich gut gemanagt werden.

Dennoch hat das schnelle Wachstum der weltweiten Flotte dazu geführt, dass die Überwachung von Schiffen mit AIS fast überfordert ist, selbst wenn spezielle gehostete Satelliten-Payloads eingesetzt werden. Es gibt einfach so viele Schiffe in derart überfüllten Gewässern, dass die Anbieter von AIS-Daten nach neuen Wegen der Signalverifizierung suchen, um die Qualität der von ihnen bereitgestellten Daten zu verbessern.

Dies verstärkt zumindest bei einigen Flottenmanagern das Gefühl, dass wir, wie uns die jüngsten Vorfälle (und nicht nur bei der Ever Given) gezeigt haben, wahrscheinlich immer noch nicht genug über die Vorgänge an Bord eines Schiffes wissen. Die auf Grund gelaufene Wakashio zeigt, dass es teilweise aus scheinbar unerklärlichen Gründen zu Zwischenfällen kommt, die schwerwiegende Folgen haben können.

Eine Abweichung vom Durchfahrtsplan sollte unabhängig von der Tages- oder Nachtzeit einen Echtzeitalarm und eine Aufforderung zur Reaktion durch die Flottenmanager auslösen. Es sollte keinen Grund für Superintendenten geben, zu irgendeinem Zeitpunkt nicht auf dem neuesten Stand zu sein oder gar im Dunkeln zu tappen.

Und das Unglück der Ever Given bedeutet nicht zwangsläufig das Ende der Just-in-Time-Schifffahrt, wie in einigen Medien spekuliert wurde, als die globalen Lieferketten zum Stillstand kamen. Tatsächlich veranschaulicht dieser Vorfall genau, warum eine bessere Planung der Abläufe und des Verkehrsmanagements für eine digitalisierte und letztlich umweltfreundlichere Schifffahrtsindustrie unerlässlich ist.

Der Einsatz der optimierten Routenplanung und von Just-in-Time-Ankünften ist eine eine operative Verbesserung, die für die Branche von großem Nutzen sein könnte. Sie steigert die Effizienz und reduziert gleichzeitig die Treibhausgasmissionen der Schiffe während der Fahrt und bei der Ankunft im Hafen. JIT begrenzt die Zeit, die Schiffe außerhalb der Häfen im Leerlauf verbringen. Dies kann durch die Optimierung der Schiffsgeschwindigkeit während der Fahrt erreicht werden, um sicherzustellen, dass das Schiff ohne unnötige Verzögerungen ankommt und abfährt.

Die Umsetzung des JIT-Ankunftskonzepts erfordert eine ganzheitliche Betrachtung der Fahrt, einschließlich aller Vorgänge im Hafen, da es unter Umständen eine gelegentliche Erhöhung der Schiffsgeschwindigkeit während der Fahrt (mit dem damit verbundenen Anstieg des Kraftstoffverbrauchs) erfordert. Wenn dadurch aber genügend Wartezeit im Hafen wegfällt, kann dies insgesamt zu einem geringeren Gesamtverbrauch und somit auch zu geringeren Emissionen führen.

Moderne Schiffe nutzen verschiedene Techniken, um die Zeit abzuschätzen, die sie zum Erreichen eines Ziels benötigen. Dazu gehört auch, dass Informationen über die Konstruktion des Schiffes oder die Leistung des Motors, die möglicherweise die Genauigkeit von Schätzungen und Bemühungen zur Berechnung und Optimierung der Leistung verbessern könnten, nicht offengelegt werden.

Bei einigen Schiffstypen – wie etwa Tankern und Massengutfrachtern – könnten Charterverträge durch eine Reduzierung der Geschwindigkeit gebrochen werden, was die Umsetzung des JIT-Konzepts in der Schifffahrt unpraktisch macht. Eine funktionierende Kommunikation mit Charterern und deren Verpflichtung zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen ist eine Voraussetzung für dieses Konzept.

Die Hindernisse für JIT an Häfen sind ebenso zahlreich. Nur die weltweit größten Häfen besitzen geeignete Managementsysteme zur Schätzung der Ressourcen (z. B. Lotsen, Schlepper oder Liegeplätze), die über einen Zeitraum von 24 oder 48 Stunden hinaus zur Verfügung stehen. Eine Standardisierung des Formats für die Datenübertragung ist erforderlich, damit eine Automatisierung und weitere Optimierungsmaßnahmen möglich sind.

Es liegt auf der Hand, dass die Umsetzung des JIT-Konzepts in der Schifffahrt und eine optimierte Routenführung eine intensive Zusammenarbeit zwischen Schiffseigner/Betreiber, Charterer, Verkehrsleitstelle und Hafenbehörde erfordern, um vertragliche Verpflichtungen einzuhalten und technische sowie betriebliche Anpassungen vorzunehmen.

In einer Welt voller politischer, betrieblicher und technischer Risiken sind nämlich aussagekräftigere Daten und vollständige Transparenz über die gesamte Dauer der Reise nötig. Solange das nicht gelingt, wird die Industrie noch viel Sand schaufeln müssen.

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