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March 26, 2020

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Wenn es nur nach oben gehen kann …

Ist es möglich, Innovationen hervorzubringen, zu lernen und Fehler frühzeitig zu erkennen („Fail Fast“), neue Konzepte in der Schifffahrt umzusetzen und gleichzeitig die für eine Sicherheitskultur aufgebauten Altsysteme zu unterstützen? Das ist das grundlegende Dilemma der Schifffahrtsindustrie, wenn es um neue Technologien geht: Das Herz ist willens, doch die Hände sind oft gebunden.

Es war nicht gerade hilfreich, dass die OEMs bis vor vergleichsweise kurzer Zeit zuweilen wenig Rücksicht darauf nahmen, was ihre Kunden tatsächlich wollen – geschweige denn, wie man Anreize für die Benutzer schafft –, sondern es vorzogen, die kompliziertesten Papierprozesse einfach digital nachzubilden.

Glücklicherweise liegen diese Tage nun hinter uns, wenn auch vielleicht nicht so fern, wie wir uns das wünschen. Auf der jüngsten Konferenz des Smart Maritime Network in Rotterdam wurden OEMs der mangelnden Serienleistung beschuldigt, wir hörten das neue Mantra „Du sollst nicht codieren“ und wurden daran erinnert, dass die schönste Instrumententafel der Welt nur wenige Benutzer ansprechen würde, wenn sie die Wünsche von Kunden nicht berücksichtigt.

Für Joyce Bliek, Director Digital Business Solutions im Hafen von Rotterdam, ist die Herausforderung einfach: 100 Jahre Geschichte mit einer Infrastruktur, die mindestens so lange Bestand hat. „Die Digitalisierung ist ein ganz neues Ballspiel dafür, wie man Produkte entwickelt, die den Kunden helfen und für sie einen Netzwerkeffekt haben. Meine goldene Regel lautet: ‚Du sollst nicht codieren‘, es sei denn, man hat einen Kunden, der das braucht.“

Ein großer Hafen sei ein klassisches Beispiel für schnelle und langsame Entwicklung. „Wir haben eine Menge Altsysteme, also tun wir, was andere Unternehmen tun: Wir verfügen über zwei IT-Systeme, die mit zwei Geschwindigkeiten arbeiten. Wir verfügen über rund um die Uhr einsatzbereite Sicherheits- und Schutzmaßnahmen, und in diese mische ich mich auch nicht ein. Um den Rest [Kundenschnittstellen und andere nach außen gerichtete Systeme] zu erfassen, bedienen wir uns agiler Arbeitsweisen und des Scrum-Ansatzes. Man braucht beides.“

John Key, Berater im Bereich der Digitalisierung, hat innerhalb und außerhalb der Schifffahrt gearbeitet und verfügt über ausreichend Erfahrung, um Herausforderungen von Hindernissen zu unterscheiden. Für ihn macht es durchaus Sinn, dass die Seeleute der V.Group die alten Kommunikationssysteme zugunsten der Einfachheit von WhatsApp umgingen, und noch sinnvoller sei es, diese zu fördern, anstatt sie zu unterbinden.

„Große Unternehmen dürfen nicht einfach glauben, mithilfe alter Lösungen bestehende Systeme wettbewerbsfähig halten zu können. Man muss das Ganze umdrehen und sich Branchen ansehen, in denen es fünf oder zehn Jahre lang keine Lösungen gab. Unsere Industrie hat die Antworten nicht; die meisten werden wir an ganz anderer Stelle finden“, so Key.

Piotr Bialek, Global Solution Manager für ABB, räumte ein, dass der Prozess, die Schifffahrt zu digitalisieren, „kein Zuckerschlecken ist; das IoT ist eine Herausforderung, besonders auf Schiffen, die zehn Jahre und älter sind. Wir müssen Altsysteme ausrangieren und unsere Plattform so flexibel wie möglich gestalten, damit sie mit verschiedenen Protokollen kombiniert werden kann, um Daten zu gewinnen.“ Intern werde diskutiert, ob es einen Nutzen für Diagnosesysteme an Bord gibt, da dies nicht unbedingt etwas sei, das die Besatzung häufig einsetzt – „aber falls etwas passieren sollte, kann die die Besatzung auf diesem Wege gewarnt und der Fehler behoben werden“.

Überraschender sei jedoch, dass es für Hersteller nach wie vor eine Herausforderung zu sein scheint, Probleme zu verstehen und Daten sichtbar zu machen, um nach Möglichkeit eine Lösung zu finden.

Inge Raken-Lucassen ist für die Technologiestrategie bei Maersk Logistics and Services verantwortlich und entwickelt transaktionsbezogene End-to-End-Produkte, die den Informationsfluss von der Fertigung bis zum Kunden steuern. „Der Unterschied besteht darin, dass wir ein Endnutzer dieser Daten sind. Wir wissen, dass die Schifffahrt nicht einfach dazu dient, uns glücklich zu machen – nein, wir brauchen sie.“

Für sie funktioniert das traditionelle Modell, bei dem man „beim Kunden sitzt und aufschreibt, was er will, nicht mehr; für ein Kunden-Dashboard benötigt man zuverlässige Daten; wo befinden sich meine Ladungen, was wurde wie beeinflusst, was sind meine Alternativen und Handlungsmöglichkeiten, wie wirkt sich das auf die Lagerbestände aus. Das sind eine Menge Daten, und wir sind leider noch nicht so weit.“

Die Benutzererfahrung sei eindeutig der ausschlaggebende Faktor, aber die Schifffahrt müsse erst noch die persönlichen Motivationen und Anreize verstehen, wie sie die Anbieter neuer Technologien haben. Daraufhin wies der Moderator Nick Chubb darauf hin, dass Wert eine Art abstrakter Begriff geworden sei. Bialek stimmte zu, dass der ABB-Maßstab stumpf sei; die Dienstleistungen werden auf der Grundlage eines Einjahresvertrags erbracht, und da die meisten Kunden ihre Verträge erneuern, geht er von einem gewissen Maß an Zufriedenheit aus. „Dass sie den Mehrwert erkennen, gibt uns Vertrauen in das Produkt und zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, fügte er hinzu.

Wie bei den meisten Diskussionen dieser Art wurde auf Amazon Bezug genommen, in diesem Fall auf die Behauptung des Gründers Jeff Bezos, die Menschen seien gierig oder faul oder beides. Key erinnerte sich daran, wie er bei V.Ships versuchte, die Besatzung aus der Ferne davon zu überzeugen, ein Kabel vom Peildeck aus unter Deck zu verlegen. Die monatelange Überredungsarbeit konnte schließlich nach einem dreistündigen Gespräch beendet werden, als man der Crew mitteilte, dass sie im Gegenzug kostenloses WLAN erhalten würde. Wahrscheinlich, so Key, hätte man dieses Argument einfach von Anfang an anführen sollen.

Dies sei der Punkt, an dem traditionelle Hardware und neue Service-Technologien auseinander gingen: Der Dienst Pronto des Rotterdamer Hafens zur Optimierung der Hafenanlaufzeiten und zum Informationsaustausch sei gemäß dem „Fail and Fail Fast“-Prinzip aufgebaut worden. Anstatt sich jedoch auf Vertragsverlängerungen zu verlassen, gewinne er neue Kunden, die wiederum dazu beitragen, ihn mit der Zeit weiterzuentwickeln.

Das Problem sei, dass die Schifffahrt niemals auf ein ähnliches Niveau wie Apple oder Netflix kommen werde – John Key zufolge aber der Meinung sei, dass dies möglich ist. Unabhängig davon, was ihre Marketingabteilungen behaupten, die großen OEMs in der Schifffahrt hätten keinen innovativen Serviceansatz, und so wie sie derzeit strukturiert seien, könnten sie diesen auch nicht bieten. „Sie bewegen sich in die richtige Richtung, aber die OEMs in Europa sollten nicht einfach annehmen, dass ihre Arbeit damit getan ist. Ich würde den meisten von ihnen aktuell 3 von 10 Punkten geben.“

Das Problem sei, so meinte er, dass trotz des ganzen Geredes über Innovationssparten und digitale Plattformen immer noch eine Dienstleistungsmentalität herrsche, die für die digitale Wirtschaft nicht von Grund auf durchdacht worden sei. „Es handelt sich um Dienstleistungsunternehmen, die ihre Produkte auf dem Markt haben und versuchen, die Entwicklungskosten zu decken. Das ist etwas völlig anderes als Apple oder Netflix; diese sind das komplette Gegenteil. Wenn sie aber glauben, dass es so funktionieren kann, kommen wir nie ans Ziel.“

Stattdessen sollten die Innovatoren in der Schifffahrt von Erfolgen wie dem Fintech-Sektor lernen, der die Entwicklung richtig einschätzte, die Wünsche von Kunden verstand und infolgedessen sein Geschäft veränderte, wenn auch mit vielen unvorhergesehenen Konsequenzen.

Dieser Vergleich sei kaum fair, so Bialek, da Systeme und Software für die Schifffahrtsindustrie nicht in einer Umgebung wie dem Silicon Valley entwickelt wurden. „Auch Apple betreibt auf See keine Legacy-Hardware für kritische Operationen. Man kann zwar sagen, dass es im Dienstleistungsbereich auf der Grundlage eines Jahresabonnements nichts Innovatives gibt, aber die gesamte Branche bewegt sich in die richtige Richtung, wir sammeln weltweit Daten, und neue Analysewerkzeuge wie die vorausschauende Wartung bringen etwas Interessantes auf den Weg; dieser wird uns schließlich in Richtung Innovation führen.“

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