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August 5, 2021

Aktuelles, Voyager Blogs

Eine Geschichte zweier Branchen (Teil 2)

Wenn es noch einer weiteren Erinnerung an die Kluft gebraucht hätte, die Geschäftsleute und Menschen an Bord von Schiffen voneinander trennt, dann hat die Pandemie dies mit erschütternder Deutlichkeit gezeigt. Einfach ausgedrückt: Während die Seeleute auf ihren Schiffen festsitzen und nicht an Land kommen können, ist das Leben für diejenigen von uns, die in den letzten 18 Monaten von zu Hause aus arbeiten konnten, eigentlich ganz gut verlaufen.

Eine Reihe von Umfragen legt die Probleme offen und verdeutlicht das längerfristige Problem, das sich hinter dieser vorübergehenden Beeinträchtigung verbirgt: Sobald sich die Chance auf einen Wechsel bietet, könnten sich viele Talente aus der Schifffahrt neue Aufgaben in sichereren, gerechteren, vielfältigeren und sozial engagierteren Branchen suchen.

Die zwölfte jährliche Umfrage unter Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Seeverkehr, die in diesem Jahr von Halcyon Recruitment, der Diversity Study Group und Coracle Maritime durchgeführt wurde, hat ergeben, dass die meisten Beschäftigten an Land mit der Art und Weise, wie ihre Unternehmen mit der COVID-19-Pandemie umgegangen sind, zufrieden waren. Diskriminierung stelle jedoch nach wie vor ein Problem dar.

Fast drei Viertel der Befragten sind der Meinung, dass ihr Arbeitgeber angemessen auf die Pandemie reagiert hat, und 68 % gaben an, dass sie Unterstützung bei der flexibleren Gestaltung ihrer Arbeit erhalten haben. Für die Umfrage wurden mehr als 1.000 Antworten von Fachkräften der Schifffahrt an Land aus allen Sektoren, Berufsgruppen und Regionen erfasst.

Laut der Geschäftsführerin von Halcyon Recruitment, Heidi Heseltine, unterstrichen die Ergebnisse die Notwendigkeit, dass Unternehmen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterstützen sollten. Ansonsten müssten sie damit rechnen, dass viele Talente abwandern, sobald die Pandemie überstanden ist.

In ihrem letzten Bericht zeigte sich das Personalvermittlungsunternehmen optimistisch, dass COVID Unternehmen dazu ermutigen würde, die Gelegenheit für einen positiven Wandel zu nutzen. Damals riet Heseltine dazu, das Engagement von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als eine Priorität zu betrachten. Andernfalls könnte die Branche, sobald sich die Lage beruhigt hat und andere Arbeitsplätze verfügbar sind, eine beträchtliche Anzahl von Talenten verlieren, sagte sie.

Der Umfrage zufolge scheint die Pandemie bei vielen das Gefühl verstärkt zu haben, für eine neue Aufgabe bereit zu sein. Rund 87 % der Befragten gaben an, entweder Interesse an einem Jobwechsel zu haben oder zumindest offen für Angebote zu sein, was auf den Erfolg der Arbeit im Homeoffice zurückzuführen sein könnte.

Die schlechte Behandlung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stellt nach wie vor ein Problem dar: 51 % aller Befragten gaben an, dass sie persönlich Fälle von Diskriminierung in der Branche mitbekommen haben. Die drei häufigsten Faktoren für Diskriminierung waren die Nationalität (53 %), das Geschlecht (44 %) und das Alter (40 %). Jedoch fühlte sich nur die Hälfte der Befragten in der Lage, Diskriminierung gegenüber ihrem Arbeitgeber anzusprechen.

Sieben von zehn Personen wünschen sich, dass ihr Arbeitgeber mehr für eine vielfältige, inklusive Belegschaft tut, und 63 % gaben an, dass Vielfalt am Arbeitsplatz für sie sehr wichtig ist.

Heseltine wies auch auf den Kontrast zwischen den Erfahrungen der Fachkräfte an Land und den schwerwiegenden Herausforderungen hin, mit denen die konfrontiert sind – eine Kluft, die mit dem Fortbestehen oder der Verschlimmerung der Pandemie in einigen Regionen noch größer zu werden scheint.

Die Bedingungen für Seeleute wurden im jüngsten Bericht der Mission to Seafarers Happiness Index offengelegt, der ein düsteres Bild ihrer Situation zeichnet, da die allgemeine „Zufriedenheit“ seit Beginn der Pandemie auf einen historischen Tiefstand gesunken ist.

Der Bericht verdeutlicht die Unzufriedenheit vieler Seeleute angesichts der Tatsache, dass sie sich ständig in der gleichen Umgebung aufhalten, weil sie keinen Landgang haben. Der Bericht umfasst drei Kernthemen: das Verbot von Landgängen in Häfen, die anhaltende Verzögerung bei der Gewährung des Status als unverzichtbare Arbeitskräfte und die geringe Bewegungsfreiheit der Besatzung. All diese Punkte spiegeln somit die Notwendigkeit umfangreicherer Impfprogramme wider.

Die mangelnde Bewegungsfreiheit und die ständige Verlängerung von Arbeitsverträgen haben jegliche positive Stimmung unter den Seeleuten zunichte gemacht, da Langeweile und Unmut über viele Aspekte des Lebens auf See zunehmen. Eine der befragten Personen auf See gab an, eineinhalb Jahre lang keinen Fuß an Land gesetzt zu haben, was deutlich macht, wie dringend die Branche ihren Umgang mit der Situation verbessern muss.

Das Verbot von Landgängen und die Auswirkungen des ständigen Aufenthalts an Bord über längere Zeiträume haben dazu geführt, dass das physische Wohlbefinden vernachlässigt wird. Seeleute, die in der Anfangsphase ihrer Fahrten motiviert waren, körperlich aktiv zu bleiben, fühlten sich noch Monate nach ihrer Entsendung lethargisch, apathisch und körperlich erschöpft.

Während die Einstufung von Seeleuten als essenzielle Arbeitskräfte einst ein positives Gesprächsthema war, haben viele von ihnen mittlerweile den Eindruck, dass dies nicht mehr auf der Tagesordnung steht. Infolgedessen sind die Sorgen in Bezug auf ausbleibende Lohnerhöhungen, den Status von essenziellen Arbeitskräften und die Tatsache, dass Seeleute während der Pandemie unverzichtbar waren, jedoch oft vergessen wurden, wieder in den Mittelpunkt gerückt.

Die Antworten zeigen auch einen besorgniserregenden Trend mit Berichten über Unternehmen – insbesondere Besatzungsagenturen –, die angeblich Besatzungen anlügen, Löhne vorenthalten, Seeleute nicht angemessen bezahlen und sogar bedrohen – trotz längerer Arbeitszeiten und steigender Arbeitsbelastung. Einige Seeleute berichteten, dass sie täglich elf bis zwölf Stunden arbeiten müssen, im Vergleich zu acht bis neun Stunden vor der Covid-19-Pandemie.

Der jüngste Bericht der BIMCO und der International Chamber of Shipping (ICS) in Bezug auf die Beschäftigten in der Seeschifffahrt warnte erneut eindringlich vor einem drohenden Mangel an Offizierskräften. Das ist nichts Neues, und trotz der Pandemie hat die Industrie einen Weg gefunden, damit umzugehen.

Dieses Mal wird der wachsende Bedarf an qualifizierten Offizierinnen und Offizieren durch das gleiche Risiko der Fluktuation wie beim Personal an Land verstärkt. Um die künftige Nachfrage nach Seeleuten zu befriedigen, muss die Branche aktiv für Berufe auf See werben und die maritime Aus- und Weiterbildung weltweit verbessern. Dabei sollte der Schwerpunkt auf den vielfältigen Fähigkeiten liegen, die für eine umweltfreundlichere und stärker digital vernetzte Branche erforderlich sind, so der Bericht

ICS-Generalsekretär Guy Platten fügte hinzu, es sei notwendig, sich mit den realen Befürchtungen auseinanderzusetzen, dass sich Seeleute von einer beruflichen Laufbahn in der Schifffahrt abwenden könnten. Diese Tendenzen müssten analysiert werden und es müssen Möglichkeiten gefunden werden, wie Seeleute in der Schifffahrt gehalten werden können.

Dennoch klingen die wohlwollenden Worte über die Bedeutung von Sozialschutz, Gleichberechtigung und Weiterbeschäftigung hohl, wenn so viele Seeleute 18 Monate nach Beginn der Pandemie immer noch an Bord festsitzen und kein Ende in Sicht ist.

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