Intelligenter, sauberer, besser vernetzt: die digitale Zukunft der Schifffahrt
Die digitale Transformation innerhalb der Schifffahrt möge sehr langsam begonnen haben, jedoch nehme der Prozess nun an Fahrt auf, so Noel Fernando, Produktmanager für „eBooks“ bei Voyager Worldwide.
Eine Kombination aus fortschrittlicher Technologie, besserer Konnektivität und Effizienzmaßnahmen hat die maritime Industrie auf einen digitalen Kurs gebracht.
Die Pandemie hat diesen Prozess noch beschleunigt. Da Sachverständige und Ingenieure Schiffe immer häufiger nicht persönlich betreten und Besatzungen ihre Schiffe immer seltener verlassen können, hat die Branche das Konzept der Telearbeit mit Hilfe von Kooperations- und Analysetools übernommen.
Die jüngste Ankündigung eines „verpflichtenden Internetzugangs“ für Seeleute im Rahmen des überarbeiteten Seearbeitsübereinkommens könnte die den Schiffen zur Verfügung stehende Bandbreite erhöhen. Wir haben uns vor kurzem mit diesem Thema befasst, und der Teufel versteckt sich möglicherweise in den Details: Eine unmittelbarere Auswirkung wird erst dann spürbar sein, wenn der maritimen Industrie Satellitendienste mit höherer Bandbreite und geringerer Latenz in der niedrigen Erdumlaufbahn zur Verfügung stehen.
Wie immer dürfte die Regulierung ein wichtiger Treiber sein. Die Vorschriften der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (International Maritime Organization, IMO) und der Europäischen Union zur Verringerung des CO2-Ausstoßes verlangen zwar noch keine Echtzeitdaten, aber Beobachtende sind der Meinung, dass die häufigere Bereitstellung von Daten zum Treibstoffverbrauch und zu den Emissionen die Transparenz fördern und die kommerzielle Differenzierung verbessern kann.
Außerdem findet eine Verlagerung von der papiergestützten Schifffahrt hin zu einer digitalen Arbeitsweise statt. Dieser Prozess läuft schon seit einiger Zeit, gewinnt nun aber an Fahrt, da die immer mehr Unternehmen sich anschließen. Konzepte wie E-Logs, digitale Handelsdokumente und Zertifikate können wir um intelligentere digitale Navigationswerkzeuge ergänzen.
Die jüngste Ankündigung des UK Hydrographic Office, die Produktion von Papierkarten bis 2026 einzustellen, ist ein weiteres Indiz für die anstehende Transformation.
Diese Änderung spiegelt sich auch in der Strategie von Voyager Worldwide wider – wir haben vor kurzem unsere neue „eBooks“-Lösung vorgestellt, mit der Vorschriften, Flaggenstaatbekanntmachungen und andere nautische Publikationen in ein digitales Bücherregal gestellt werden können. eBooks orientiert sich an der Lösung der IMO und ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zu einem vernetzten Ökosystem aus digitalen Produkten und Dienstleistungen.
eBooks ist nun vollständig implementiert und für unsere Kundschaft verfügbar. Es bietet eine vollständige Online-/Offline-Funktionalität, um Seeleute mit den für den Betrieb relevanten Sicherheitsdaten zu verbinden.
Wir glauben, dass es der richtige Weg ist, den Seeleuten mehr Informationen zur Verfügung zu stellen – und zwar immer genau dann, wenn sie sie brauchen. Wir planen zum Beispiel, die Voyager Planning Station mit eBooks zu verbinden, so dass Seeleute, die Informationen zur Hafeneinfahrt oder zu Terminaleinrichtungen suchen, auf einen beliebigen Hafen klicken und die entsprechenden Daten aus der eBooks-Bibliothek abrufen können.
Die Entscheidung der UKHO bedeutet einen Umbruch für die Branche – nicht zuletzt, weil Schiffe seit Jahrhunderten mit Papierkarten fahren. Zahlreiche Schiffe arbeiten mittlerweise bereits völlig papierlos, aber viele führen nach wie vor Backups und Papierkarten für den Fall eines größeren Systemausfalls mit.
Damit ein Schiff vollständig auf Papierlösungen verzichten kann, bedarf es einer anderen Herangehensweise an die Risikoanalyse, denn auch mit Papierkarten an Bord müssen Seeleute verstehen, dass diese für die Fahrt nach den SOLAS-Vorschriften nicht aktualisiert werden.
Wir bei Voyager sind der Meinung, dass dieser Prozess mit großer Aufmerksamkeit gegenüber den Bedürfnissen der Seeleute gehandhabt werden muss. Wir müssen Schifffahrtsunternehmen während des Übergangsprozesses unterstützen, damit diejenigen, die noch auf Papierlösungen zurückgreifen, den Prozess problemlos bewältigen können. Betreiber, die die digitale Navigation vereinfachen möchten, können mit Tools wie dem neuen Voyager Cube von regelmäßigen automatischen Updates profitieren.
Die Abschaffung der Papierseekarten verlagert die Reiseplanung vollständig in den digitalen Bereich und führt zu einem Wandel hinsichtlich der Navigationspraktiken und der Denkweise von Seeleuten. Um die Sicherheit an Bord und die Einhaltung von Vorschriften zu gewährleisten, müssen die Systeme robuster werden und die Seeleute volles Vertrauen in die Daten haben, die sie erhalten. Hier kommt der Voyager Cube ins Spiel, der eine sichere automatische Verbindung für Kartendaten von der Cloud zum ECDIS bietet.
Bessere Konnektivität bedeutet, dass wir Seeleuten häufiger elektronische Kartenkorrekturen und Mitteilungen zukommen lassen können – zum Beispiel tägliche statt nur wöchentliche Updates. Da der Aktualisierungsprozess automatisiert wird, werden Seeleute von dieser Arbeit entlastet, so dass sie sich auf andere Aufgaben konzentrieren können.
Der vollständige Ersatz von Papierseekarten durch digitale Daten ist der richtige Schritt, wenn die Branche die Chance auf einen intelligenteren, saubereren Betrieb nutzen will. Dies spart Reedereien Geld und reduziert den Zeitaufwand für den Zugriff auf die Daten, die sie für eine sichere Fahrt benötigen. Die Verwendung von Live-Kartendaten in Kombination mit Wetter- und Hafeninformationen ermöglicht Schifffahrtsunternehmen eine effizientere Durchführung ihrer Fahrten.
Der Grad der Vorbereitung auf die digitale Zukunft ist in der Branche unterschiedlich – viele Voyager-Kunden sind auf diese Herausforderungen und die laufenden Veränderungen bestens vorbereitet. Diesen Unternehmen und denjenigen, die Papier zumindest noch anteilig verwenden, stehen wir mit Rat und Tat zur Seite und geben ihnen die Werkzeuge und das Wissen an die Hand, um den Übergang sicher zu gestalten.
Die Nutzung digitaler Navigationsdaten ist nur ein Teil eines größeren Ganzen. Je mehr Daten von den Schiffssystemen gesammelt werden, desto genauer können sich Reedereien und ihre Kundschaft ein Bild von der Gesamtleistung des Schiffes machen.
Die Schaffung dieser zunehmend umfangreichen Datenumgebung wird uns dabei helfen, unser größeres Ziel zu erreichen: WIr möchten Schifffahrtsunternehmen dabei unterstützen, Fahrten sicher zu optimieren, damit sie just in time ankommen sowie Zeit, Treibstoff und CO2-Emissionen sparen.